Pressemitteilung - „Kein schöner ____ in dieser Zeit“ von MigraNetz Thüringen e. V.

Wanderausstellung regt mit Kunst zur Auseinandersetzung mit der Migrationsgesellschaft in Thüringen an das Projekt „Kein schöner ____ in dieser Zeit“ von MigraNetz Thüringen e. V. bringt Perspektiven von Künstler*innen mit und ohne Migrationsgeschichte in den öffentlichen Raum von Saalfeld/Rudolstadt, Suhl und Nordhausen.

„Wie wollen wir in einer Migrationsgesellschaft in Thüringen zusammen leben?“ ist die Grundfrage innerhalb eines innovativen Konzepts, der sich Künstler*innen mit und ohne Migrationsgeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven nähern und das in seiner Herangehensweise auf eine möglichst hohe Sichtbarkeit und Teilhabe verschiedener Bevölkerungsgruppen im eher ländlich geprägten Raum Thüringens setzt. Eine Ursache dafür, dass rechte und antidemokratische Erzählungen in Ostdeutschland verfangen, ist für das Projekt in einem Mangel an direktem Austausch zwischen Menschen verschiedener Herkünfte und Sozialisierung zu suchen.

Ein Ziel der Wanderausstellung: eine solche Plattform für transkulturelle und soziale Begegnungen im öffentlichen Raum mittels Kunst und ihrer Vermittlung zu schaffen.

Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Ausstellung auf verschiedene Faktoren: Sie findet im öffentlichen Raum auf stark frequentierten Plätzen statt und möchte auf diese Weise auch Menschen ansprechen, die eher selten in eine Galerie oder ein Museum gehen. Ebenso sollen Erfahrungen mit der DDR, Veränderungsprozesse der Nachwendezeit und Anpassungsleistungen an ein kapitalistisches System in Ostdeutschland von Menschen mit Migrationsbiografien, aber auch von migrantisch gelesenen Menschen sowie Menschen ohne Migrationserfahrungen ernst genommen und sichtbar gemacht, jedoch nicht gleichgesetzt werden. „Die Wanderausstellung macht die kulturelle Vielfalt in Thüringen und Ostdeutschland sichtbar und verstärkt den Zusammenhalt von Menschen mit Migrationsbiografie in Thüringen. Es ist ein weiterer Schritt zu echter gesellschaftlicher Teilhabe.“, so Ayman Qasarwa, Vorstandsvorsitzender von MigraNetz Thüringen e.V.

Außerdem regen viele der gezeigten Arbeiten zum Mitmachen an: Neben interaktiven Installationen mit Stimmen von Migrant*innen aus Ostdeutschland, beeindruckenden Fotografien sowie Plakatarbeiten und Video und Klang gibt es zahlreiche Konzepte, die über Handlungsanweisungen einladen, sich mit aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen spielerisch und mit allen Sinnen zu beschäftigen. Auch das Rahmenprogramm ermöglicht Teilhabe, neue Perspektiven sowie sinnliche Erfahrungen: Geboten werden Performances, Workshops sowie Gespräche mit von Rassismus  betroffenen Menschen.

Die Orte und das Rahmenprogramm

Los geht es am 20.09.2022 auf dem Markt in Saalfeld, wo Bürgermeister Dr. Steffen Kania die Schirmherrschaft übernommen hat und die Ausstellung von einem Vertreter der Stadt nachmittags samt einem Künstler*innengespräch feierlich eröffnet wird. Es folgt eine spannende Projektwoche mit dem „Amt für direkte Angelegenheiten“ von Anna Sophia Barth und zahlreichen Workshops von Künstler*innen, bevor die Ausstellung nach einer Podiumsdiskussion zum Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft endet.

Weiter geht es am 29.09.2022 zur Interkulturellen Woche nach Suhl, wo die Wanderausstellung neben anderen Programmpunkten den Tag der Deutschen Einheit zum Anlass nimmt, um einen visionär-künstlerischen Blick auf aktuelle Fragen einer (neu)deutschen Gesellschaft im Wandel zu werfen: Während Anke Stiller in ihrem Plakat-Workshop von den zentralen Begriffen VERANTWORTUNG - FREIHEIT- VERTRAUEN ausgeht, performt Tommy Neuwirth alias “Das weltweite Netzwerk zum Bedingungslosen Grundeinkommen “. Suhl ist auch Schauplatz weiterer Performances. So erkundet das Künstlerduo Liwia Bargieł und Bartłomiej Kiełbowicz aus Polen im Tanz die grenzüberschreitenden Erfahrungen der Pandemie. Ebenfalls angefragt ist das Theaterkollektiv ehemaliger Bewohner*innen der Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl für eine Darbietung aus deren Projekt „Das eiserne Herz“ mit anschließendem Gespräch.

Nach einer kurzen Pause ist die Ausstellung dann ab dem 11.10.2022 in Nordhausen anzutreffen, dem vorläufig letzten Ort ihrer Reise. Auch dort erwartet die Besucher*innen ein ausgefeiltes Programm aus Workshops, einer Buchvorstellung und einem musikalischen Abend mit der Jesidischen Gemeinschaft Thüringen e. V. Realisiert werden kann das Projekt auch dank der zahlreichen Kooperationspartner*innen in den unterschiedlichen Städten, mit denen es zusammen auf die Vision einer transkulturellen Gemeinschaft, Solidarität mit Ausgegrenzten und Schwachen und die Wertschätzung von Verschiedenheiten und Wahrnehmung von Gemeinsamem statt Trennendem hinarbeitet. Die Leerstelle im Titel der Ausstellung verweist übrigens auf das Offene und Visionäre. Auch das – eine Sache von Kunst.

Kein schöner _____ in dieser Zeit ist ein Projekt des Landesnetzwerks der Migrant*innenorganisationen - MigraNetz Thüringen e. V. Gefördert wird das Projekt von der Liebelt-Stiftung, Hamburg sowie DenkBunt - Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit.